Wald-Michelbach. Die junge Mannschaft von Eintracht Wald-Michelbach hat den Klassenerhalt in der Fußball-Verbandsliga Süd so gut wie sicher – nach der Winterpause will Trainer Ralf Ripperger in der Tabelle aber noch nach oben klettern. Wir sprachen mit dem 31-jährigen Trainer über die erste Saisonhälfte und die weiteren Aussichten.
Herr Ripperger, in der vergangenen Saison war Ihre Mannschaft beim Corona-Abbruch Tabellenführer – jetzt kann sich aber auch Platz sechs sehen lassen?
Ralf Ripperger: Diese beiden Spielzeiten kann man aus meiner Sicht nicht ganz miteinander vergleichen. Wäre in der vergangenen Saison die Quotienten-Regelung herangezogen worden, wären wir auch nur Zweiter gewesen. Aber wir sind natürlich auch mit der aktuellen Saison nicht unzufrieden, auch wenn wir einige Punkte etwas leichtfertig haben liegenlassen und es damit verpasst haben, auch jetzt noch ganz oben dabei zu sein. Trotzdem, denke ich, zeigt der aktuelle Tabellenstand eine Entwicklung auf, die wir als Mannschaft in den letzten Monaten genommen haben.
Was hat gefehlt, um wieder ganz vorne mitzumischen? Immerhin war die ETW nach dem sechsten Spieltag und dem 3:0-Sieg bei Rot-Weiß Darmstadt schon einmal Dritter.
Ripperger: Tabellenplatz drei ist ja auch jetzt nicht meilenweit entfernt. Aber es ist natürlich so, dass wir es leider zu oft nicht geschafft haben, in Spielen die Entscheidung durch Tore herbeizuführen, und so Punkte haben liegenlassen. Die Möglichkeiten dazu haben wir uns sehr regelmäßig erspielt, was ja grundsätzlich sehr wichtig ist. Und dann waren da natürlich auch verrückte Spiele dabei. Bei Germania Ober-Roden haben wir nach dem 4:3-Führungstor in der 87. Minute durch ein Tor in der 94. Minute noch 4:5 verloren. Bei Sportfreunde Frankfurt haben wir selbst in der Nachspielzeit einen Elfmeter zum Ausgleich erzielt.
Nach oben, aber auch nach unten bei 15 Punkten Vorsprung auf die Abstiegszone dürfte nichts mehr passieren?
Ripperger: Auch wenn man da immer vorsichtig sein muss, gerade auch weil die Pandemie weiterhin extrem unvorhersehbare Dinge mit sich bringen kann, glaube ich auch nicht, dass nach unten noch etwas passieren wird. Nach oben, Richtung Tabellenspitze sieht es ja natürlich genauso aus. Neun Punkte Rückstand, bei einem absolvierten Spiel mehr und beide direkten Duelle gegen Unter-Flockenbach verloren, ist nicht mehr aufholbar. Aber das war eben auch nicht das Ziel. Wir haben uns intern als Mannschaft ein ambitioniertes Ziel gesetzt und können dieses nach wie vor erreichen, müssen dafür aber auch in der Rückrunde noch sehr viele Punkte einfahren und in der Tabelle etwas klettern. Wir sind ambitioniert und wollen mehr!
Zu Hause gab es fünf Siege und nur eine Niederlage gegen den SV Unter-Flockenbach am vierten Spieltag. Aber auch drei Unentschieden – diese Punkte fehlen?
Ripperger: Klar, die Punkte fehlen irgendwo, wie alle, die wir nicht geholt haben. Aber die drei Unentschieden waren natürlich auch bitter. Gegen Hanau, eine Top-Mannschaft der Liga, haben wir eine ganz starke Leistung gezeigt und bekommen in der Nachspielzeit den Siegtreffer aufgrund einer vermeintlichen Abseitssituation aberkannt. Gegen Sportfreunde Frankfurt und gegen den SV der Bosnier aus Frankfurt haben wir keine guten Spiele gemacht und mussten uns da mit dem Punkt zufriedengeben.
Stellt Sie die Auswärtsbilanz mit 14 Punkten aus zehn Spielen zufrieden?
Ripperger: Na ja, zufrieden nicht zu 100 Prozent. Wir haben gegen starke Gegner wie zum Auftakt gegen Bornheim am ersten Spieltag oder gegen RW Darmstadt Siege eingefahren. Hatten aber auch unnötige Niederlagen wie bei Germania Ober-Roden oder in Münster, wo wir uns auch durch Platzverweise keinen Gefallen getan haben. Insgesamt war es auch vor der Saison ein Ziel, zu Hause wieder stabilere Ergebnisse zu erzielen. Das haben wir geschafft. Aber auswärts fehlte uns ab und zu diese totale Klarheit und Entschlossenheit in unserem Spiel.
Was waren die besten Saisonleistungen und wo waren Sie gar nicht zufrieden?
Ripperger: So doof es klingt, aber die besten Saisonleistungen waren für mich leider Niederlagen, was diese umso bitterer machte. Ich denke, in beiden Derbys gegen den SV Unter-Flockenbach haben wir total überzeugt und wirklich gute Leistungen gezeigt. Genauso wie beim Ausscheiden im Hessenpokal gegen den Hessenligisten Türk Gücü Friedberg. Auch hier haben wir genau den Fußball gespielt, mit dem wir uns identifizieren wollen. Mutig, mit spielerischen Lösungen auch unter hohem Gegnerdruck, intensiv und auch mit einem hohen Wiedererkennungswert. Gar nicht zufrieden war ich eigentlich selten. Höchstens bei der Niederlage in Münster, weil wir hier nicht zielstrebig genug waren und noch dazu durch Undiszipliniertheiten uns selbst auf die Verliererstraße gebracht haben.
Der Abgang von Jan Gebhardt wurde gut aufgefangen – auch wenn es den Torjäger in der Mannschaft jetzt nicht mehr gibt?
Ripperger: Ich denke, wir waren seit dem Abgang in der Offensive variabler ausgerichtet. Die Jungs haben unfassbar intensiv schon im Angriff gearbeitet und sich so gegenseitig geholfen, das Spiel auf mehrere Schultern zu verteilen. Jan wünsche ich jetzt alles Gute für seine neue Station in Obertshausen.
Wie haben sich die Neuzugänge entwickelt? Gerade Ylli Cermjani vom SV Fürth war auf Anhieb ein Leistungsträger.
Ripperger: Die Neuzugänge waren ja im Endeffekt sehr passend auf uns zugeschnitten. Nicolas Worch als ganz junger Spieler, der sich supergut entwickelt hat, aber leider etwas zu wenig Spielpraxis bekommen hat. Was hauptsächlich daran lag, dass wir durch Pokal, Hessenpokal und Liga unfassbar viele Spiele hatten und seine Position irgendwann auch von anderen Spielern stark eingespielt war. Aber Nicolas wird auch den nächsten Schritt machen und seine Spiele für uns absolvieren. Die Leistungen in den Einsätzen bei der 1b waren zum Großteil sehr, sehr ordentlich. Die Verpflichtung von Ylli Cermjani wurde ja von vielen belächelt. Für uns war das kein Thema, er ist ein junger Mann, dem wir Vertrauen schenken wollten. Er hat durch harte Arbeit, aber auch Themen wie Mannschaftsdienlichkeit und Kritikfähigkeit gezeigt, dass er nicht nur ein guter Fußballer, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft ist.
Der 21-jährige Marvin Gärtner hat als neue Nummer eins die Erwartungen erfüllt?
Ripperger: Marvin Gärtner hat unserem Spiel eine neue Komponente gegeben, weil er ein wirklich guter Fußballer ist. Er ist aber dennoch wie auch Tyron Darffour noch sehr jung und hat noch sehr viel Potenzial, an dem er arbeiten kann und muss. Gerade Tyron Darffour hat auch in der Hinrunde durch sehr gute Trainingsleistungen überzeugt und gezeigt, was für ein guter Keeper er sein kann. Von daher spreche ich eher davon, dass unser Torwartteam in Zusammenarbeit mit Patrick Gräber als Torwarttrainer die Erwartungen erfüllt hat.
Neuzugänge gab es für die erste Mannschaft bis auf Johannes Stieme vom SV Groß-Bieberau keine. Braucht man keine Verstärkungen oder gab es die nicht?
Ripperger: Es ist nicht ganz einfach, die Mannschaft im Rahmen unserer Möglichkeiten deutlich zu verstärken. Wir sind uns bewusst, dass eine so intakte Mannschaft nicht einfach um Neuzugänge ergänzt werden muss, sondern es auch passen muss. Und das in allen Beziehungen. Unser Augenmerk wird weiterhin darauf liegen, intern Weiterentwicklungen voranzutreiben und somit für „Verstärkungen“ zu sorgen.
Der Vorsitzende Peter Bihn hat bereits geäußert, dass Ihrer Vertragsverlängerung eigentlich nichts im Weg steht …
Ripperger: Es freut mich natürlich, dass der Verein mir weiterhin vertraut und weiter mit mir zusammenarbeiten will. Wir hatten jetzt durch die längere Pause keine konkreten Gespräche mehr geführt, aber werden dies bestimmt bald tun. Ich fühle mich bei der ETW wohl und freue mich auf die Arbeit mit meiner Mannschaft.